Hilfe – Ich kann nicht Schluss machen weil er/sie mir so leid tut…

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„Ich brauche dringend eure Hilfe! Meine Freundin und ich sind seit 6 Jahren zusammen. Am Anfang war alles super und wir waren beide sehr verliebt. Aber schon nach so ungefähr zwei Jahren hatte ich das Gefühl, die Beziehung erdrückt mich.

Meine Freundin hat ihr Leben total auf mich umgestellt und macht nur noch was ich sage. Sie hat auch für alles Verständnis und würde mich nie kritisieren oder Streit mit mir anfangen. Alle ihre Hobbies und Freundinnen hat sie wegen mir aufgegeben und ist nur noch für mich da. Aber ich will das gar nicht! Mir wäre eine Freundin lieber, die selbstbewusst ist und ihre eigene Meinung hat. Ich habe auch schon oft mit ihr darüber geredet, aber sie schaut mich dann immer mit grossen Augen an und versteht die Welt nicht mehr.

Nun bin ich aber langsam in einem Alter, wo ich mir Gedanken über meine Zukunft mache. Einige meiner Freunde haben schon eine Familie gegründet und ein Haus gekauft. Aber ich kann mir das mit meiner Freundin überhaupt nicht vorstellen. Sie würde dann nur noch den Haushalt besorgen und sich um die Kinder kümmern wie eine Hausangestellte. Ich wünsche mir aber eine richtige Partnerin, mit der ich das Abenteuer Familie gemeinsam angehen kann.

Aber einfach mit ihr Schluss machen? Das würde sie total aus der Bahn werfen. Ich weiss gar nicht ob sie das überhaupt schaffen würde. Ein Leben ohne mich – da würde ihre wichtigste Stütze, ihr ganzer Lebensmittelpunkt schlagartig wegfallen. Ich weiss auch gar nicht wie ich es ihr sagen soll. Sie würde mir doch gar nicht zuhören und sofort in Tränen ausbrechen. Oder sie würde mir schwören, sich zu ändern und dann wäre wieder alles gut. Aber das haben wir schon probiert, das kann sie nicht. Ich weiss echt nicht mehr was ich machen soll. Ich komme mir vor wie in einem Käfig, aus dem ich raus muss.“

Stephan (28), Herten

Nicht Schluss machen aus Mitleid ist keine Lösung!

Geht es Dir ähnlich wie unserem Stephan? Bist auch Du mit einem Partner zusammen, der sich voll auf Dich eingeschossen hat und scheinbar gar kein eigenes Leben mehr führen kann? Und nun möchtest Du Dich aus dieser Beziehung befreien, befürchtest aber dass Dein Partner nun völlig zusammenbrechen könnte?

Ein kleiner Trost vorab: so selten wie Du vielleicht meinst, ist diese Konstellation gar nicht. Viele Partner -sowohl Männer als auch Frauen- geben sich für ihre Partnerschaft komplett auf und können scheinbar gar kein eigenes Leben ausserhalb der Partnerschaft mehr führen.

Für den jeweils aktiven Partner ist dies eine Belastung. Sie fühlen sich von ihrem Partner eingeengt.
Besonders kritisch wird die Situation, wenn der stärkere Partner die Beziehung beenden möchte. Viele zögern die endgültige Entscheidung oft jahrelang hinaus. Besser wird es dadurch jedoch nicht. Auch hier gilt wieder: Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

Aus Mitleid bei dem Partner bleiben, bringt beiden nichts. Der stärkere Partner möchte sich gern aus der Beziehung befreien und eigene Wege gehen. Der schwächere Partner rutscht immer tiefer in die Beziehung hinein und gibt sich immer mehr auf. Doch wie solltest Du Dich in einer solchen Situation verhalten? Wir haben einige Tipps für Dich.

Wie mache ich richtig Schluss?

Egal wie viele Anläufe und Versuche Du für ein Gespräch bereits unternommen hast, jetzt musst Du den finalen Anlauf nehmen. Dieser besteht aus zwei Schritten: Schaffe zunächst eine Gelegenheit für ein abschliessendes Gespräch mit Deinem Partner und finde dort dann die richtigen Worte.

1) Die passende Gelegenheit für das Gespräch

Ein solch schwerwiegendes Gespräch muss gut vorbereitet sein. Niemals solche Dinge zwischen Tür und Angel besprechen.

Wichtig ist auch, dass ihr zu zweit seid. Schau, dass Du eine solche Gelegenheit organisieren kannst und kündige dies auch Deinem Partner gegenüber an.

Zieh nichts ins Lächerliche, sondern kündige den Ernst der Angelegenheit klar und deutlich an. Deinem Partner muss bewusst sein, dass es um ein wichtiges Gespräch geht.

Lass aber auch keinen Zweifel am Sinn des Gespräches aufkommen. Wenn Du für das Gespräch einen Tisch für zwei Personen in eurem Lieblingsrestaurant reservierst, meint Dein Partner vielleicht, es gehe um einen Heiratsantrag. Wecke also keine falschen Erwartungen.

Wichtig ist auch, dass ihr zum Gesprächstermin allein seid. Es sollte keine Gefahr bestehen, dass Dritte in euer Gespräch hineinplatzen oder sogar Zeuge eures Gesprächs werden.

Auch der beste Freund als Unterstützung ist eine ganz schlechte Idee. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn Du einen neutralen Ort in der Öffentlichkeit für euer Gespräch suchst. Überlege Dir genau, ob Du für einen emotionalen Ausbruch Deines Partners fremde Zuschauer haben möchtest. Auch wenn es unangenehm ist, aber der beste Ort für ein so intimes Gespräch ist immer noch die eigene Wohnung!

2) Die richtigen Worte finden

Die richtigen Worte zum Schluss machen zu finden ist niemals einfach. Egal wie oft Du das schon gemacht hast, es wird immer schwierig sein.

Bereite Dich gut auf das Gespräch vor. Du musst der aktive Part des Gespräches sein und die Gesprächsführung auch während des Gespräches behalten. Andernfalls droht Dir der Entscheid zu entgleisen. Möglicherweise entsteht dann eine unklare Situation und Dein Partner schwört Dir, sich zu ändern oder versteht nicht was Du von ihm erwartest. Also ganz wichtig: Du führst das Gespräch und das bleibt auch so! Immerhin hast Du eine Entscheidung getroffen und die musst Du nun kommunizieren.


Übe das Gespräch vor dem Spiegel und überlege Dir auch, wie Dein Partner darauf reagieren könnte. Rechne mit allem, vor allem mit Gefühlsausbrüchen. Bei Frauen bedeutet das in erster Linie Tränen, bei Männern musst Du mit lautstarken Ausbrüchen rechnen, im schlimmsten Fall sogar mit Gewalt. Überlege Dir, wie Du darauf am besten reagieren kannst.

Bist Du eine Frau und musst damit rechnen, dass Dein Partner gewalttätig auf Deinen Entscheid reagieren könnte, dann empfehlen wir als Gesprächsort unbedingt einen Ort in der Öffentlichkeit. Dort wird Dir unter Umständen von anderen geholfen, falls dies nötig ist.

Fallen Dir nicht die passenden Worte ein oder hast Du das Gefühl, Du könntest Dich zu hart ausdrücken? Dann kannst Du das Gespräch auch gern mit einem Freund/einer Freundin vorher besprechen. Aussenstehende haben oft eine neutrale Sicht auf die Dinge und die meisten kennen solche Situationen recht gut aus eigener Erfahrung. Die können Dir sicher hilfreiche Tipps geben.

Wie verhalte ich mich nach dem Gespräch?

Das Gespräch ist vorbei und Dein Partner ist am Boden zerstört. Er/Sie tut Dir Leid und Du hast das Gefühl, Du musst irgendwie trösten?

Hier musst Du absolut vorsichtig sein. Die Verarbeitung der Trennung ist nicht Deine Sache, das muss Dein Partner selber bewältigen. Du kannst und darfst hier auf keinen Fall Einfluss nehmen, ansonsten könnte das als Rückzieher missverstanden werden. Das darf niemals passieren.

Bleibe hart aber fair und bleibe vor allem klar bei Deiner Entscheidung. Lass Deinen Partner am besten allein mit seinem Schmerz, Du kannst ihm jetzt eh nicht helfen. Zieh Dich diskret zurück lass Deine Worte erst einmal wirken. Die organisatorischen Punkte kannst Du später noch regeln.

Probleme nach der Trennung

Je nachdem wir lang Du mit Deiner/m Ex zusammen warst, wirst Du auch nach der Trennung noch etwas Kontakt zu ihm/ihr haben. Oft sind diese Kontakte eher organisatorischer Natur – die gemeinsame Wohnung muss aufgelöst werden, gemeinsame Bankkonten gekündigt usw.

Diese Zusammenkünfte werden für Dich sicher unangenehm sein und oft führen sie auch nachträglich noch zu Problemen. In einfacheren Fällen kann es passieren dass Dir Dein(e) Ex Vorwürfe macht, warum Du sie/ihn allein gelassen hast. Er/sie wird an Dein Mitleid appellieren und an Dein schlechtes Gewissen. Lass Dich hier am besten auf keine Diskussionen ein und bleib sachlich und neutral. Am besten konzentrierst Du Dich auf die Sachen, die erledigt werden müssen und belässt den Smalltalk auf einem Minimum.

Vermeide unbedingt, aus Deinem neuen Leben nach der Beziehung zu reden. Auch auf Fragen nach einem neuen Partner kannst Du gern ausweichend antworten.

Selten kommt es auch vor, dass Ex-Partner mit Rache oder sogar Selbstmord drohen. Hier ist Vorsicht geboten. Nimm die Drohungen ernst, aber lass Dich auf keinerlei Diskussionen ein. Mach ihm/ihr klar, dass es seine/ihre Entscheidung ist, was sie/er jetzt tut und halte Dich dort heraus. Verabschiede Dich so schnell wie möglich. In schlimmen Fällen kannst Du auch gern Behörden oder die Polizei einschalten.

Und nach erfolgreicher Trennung

Geniess Dein neues Leben in Freiheit und schau nicht zurück. Du musst nichts bereuen oder in Zweifel ziehen. Konzentrier Dich auf die Zukunft und geniesse sie ohne schlechtes Gewissen. Du bist niemandem etwas schuldig! Jeder darf selbst entscheiden, wann und ob er eine Beziehung beenden möchte. Also sei optimistisch und geniesse Dein Leben!

 


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Kommentare

  1. Lisa95  Januar 2, 2023

    Hallo und ja, ich stecke gerade in genau diesem Dilemma. Nun sind mein Freund und ich schon in einer längeren Pause, die er nun mit aller Macht beenden möchte, um wieder richtig mit mir zusammenzukommen. Jedoch hat er sich in der Vergangenheit nicht immer adäquat verhalten, verspricht mir nun aber, sich zu bessern, schwelgt in Erinnerung und zeigt mir auf, dass für ihn nur diese eine Option, wieder zusammenzukommen, existiert. Das setzt mich enorm unter Druck und in meiner psychischen Verfassung (Burnout) macht es mir die Entscheidung echt nicht leicht. Oft versteht man sich, wenn man zusammen ist, sich unterhält, lacht auch mal, vertraut sich inzwischen auch einiges an… aber irgendetwas hemmt mich gewaltig und sagt mir, dass das Ganze so nicht richtig ist. Und immer wenn ich dabei bin, das Ganze zu beenden, zieht er einen Strauß Blumen hervor, redet auf mich ein, schafft es teils, mich zu überzeugen, macht mir (unterbewusst) ein schlechtes Gewissen, sodass ich gar nicht anders kann als mich zurückzuhalten. Ich weiß nicht, ob er nicht einfach nur verdammt verzweifelt ist oder es schafft, mich gezielt zum manipulieren.

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